Samstag, 10. Januar 2015

52/52 Challenge: Was ich bin und was ich war

Nr. 9! :D
Tatsächlich habe ich sogar schon Nr. 10 fertig und vielleicht schaffe ich es dann ja doch, bis August die Challenge zu meistern. Aber selbst wenn nicht, würde ich sie dennoch in den Monaten danach bis zum Studium zu Ende machen.

Wort: Vergangenheit
Wörter: 704

Was ich bin und was ich war 

Erschöpft lasse ich meine Tasche auf den Boden fallen, tausche meine Jeans gegen eine Jogginghose und setze mich erst einmal für einen Moment auf mein Bett. Ich spürte, wie mir der Tag schwer auf den Schultern lastet und gleichzeitig ist es, als hätte jemand meinen Gefühlen Flügel wachsen lassen. Ich – ich habe meinen Gefühlen Flügel wachsen lassen. Weil ich entschieden habe, wie ich entschieden habe. Weil ich da stehe, wo ich jetzt stehe. 
Lächelnd hebe ich den Blick und schaue mich in meinem Zimmer um. Auch diesen Raum habe ich mit der Zeit geformt, habe es so gestaltet, wie es mir gefällt. Ich habe es oft umgestaltet, aber jetzt gefällt es mir. Genauso wie ich selbst mir jetzt gefalle. 
Mein Blick fällt auf mein Spiegelbild, das mich aus dem am Schrank befestigten Spiegel anblickt. Es sieht glücklich aus. Ich sehe glücklich aus. Und das bin ich. Ja, ich denke, das bin ich. Doch als ich lächele, sehe ich den Zweifel in meinen Augen und ich kann ihn auch spüren, wie er meine Brust und meinen Magen zusammenzieht und meine Augen feucht werden lässt. 
Es gibt sie – diese Tage, an denen ich unheimlich unglücklich bin. Ich kann dann fast nichts leiden von dem, was ist und von dem, was war. Ich hasse es beinahe, das Alles und mich. ''Was wäre wenn'' geht mir durch den Kopf. Möglichkeiten, die ich versäumt habe, kommen mir in den Sinn. Ich denke an Dinge, die ich hätte anders tun sollen, hätte anders tun müssen. Ich sehe all das, was falsch war und ist und ich höre fast, wie ich anfange zu zerbrechen. 
Doch jedes Mal, wenn ich auf diese Weise fühle, zwinge ich mich, an das Gute zu denken. Es gibt so viel Gutes an alldem. Aus irgendeinem Grund ist das Schlechte bloß zunächst stärker. Vielleicht weil es gilt, das Schlechte zu besiegen. Das Schlechte muss immer zuerst stärker wirken, damit es vom Guten, das zuerst unscheinbar ist und schließlich überragende Kräfte zeigt, besiegt werden kann. 
Denn das tut es, das Gute. Es besiegt das Schlechte. Jedes Mal aufs Neue. Und ich denke, egal wie viele Kämpfe es noch austragen muss, das Gute wird immer siegen. Ich bin Optimistin. 
Während ich weiter meinem Spiegelbild in die Augen schaue, glaube ich zu sehen, wer ich bin. Ich stehe auf und lege meine Hand auf die spiegelnde Oberfläche. Wie gerne würde ich mich selbst umarmen – in den Momenten, in denen mein Herz vor lauter Schlechtem schmerzt, aber auch in Momenten wie diesen, in denen ich stolz bin. 
Ich bin so unheimlich stolz auf alles, was ich hinter mir gelassen habe, was ich bewältigt und besiegt habe. Auch auf das Schöne und Gute bin ich stolz, denn auch wenn vieles wie ein Zufall erscheint, habe ich doch mit dazu beigetragen, Schönes und Gutes für mich zu schaffen. 
An dieses Gefühl, dieses Gefühl von Stolz will ich mich erinnern, wenn das Schlechte mich wieder zu übermannen droht. Ich werde mich daran erinnern, weil es mit zu den schönsten Dingen überhaupt zählt, mit sich selbst zufrieden zu sein. 
Klar, vieles hätte anders sein können und vieles sollte anders sein. Doch das, was ich vor mir sehe und das, worauf ich stolz bin, ist das Produkt der Vergangenheit. Ohne meine Vergangenheit würde ich nicht hier stehen und so denken. Es ist meine Vergangenheit, die mich hierher geführt hat und auch, wenn ich noch lange nicht vollkommen zufrieden mit allem bin, bin ich doch froh, wie es gelaufen ist und was aus allem, was mir passiert ist, geworden ist. 
Ich bin nicht mehr die Person, die ich einmal war und das ist gut so, aber dennoch ist es wichtig, dass ich diese Person war. Diese Person, mein Vergangenheits-Ich hat mein Gegenwarts-Ich bestimmt und ich mag mein gegenwärtiges Ich. Ich bin stolz auf mein gegenwärtiges Ich und demnach bin ich auch stolz auf mein vergangenes Ich. 
Ich trete vom Spiegel zurück und löse meine Hand vom Glas. Ein Handabdruck bleibt zurück. Was auch immer ich alles bereuen mag, was auch immer mich alles verzweifeln lässt, heute stehe ich hier und kann sagen, dass nichts umsonst war und ich bin sicher, nichts wird je umsonst sein. Am Ende wird das Gute über das Schlechte siegen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen