Donnerstag, 28. Mai 2015

52/52 Challenge: Schattenkrieg - Der General

Nr. 37. \o/
Es geht voran. ;D
Dies wird, wie ich das ja schon einmal hatte, die erste Kurzgeschichte von mehreren zusammenhängenden sein. Keine Ahnung, ob diese Idee außerhalb dieser Challenge irgendeine Chance hat, aber im Moment gefällt sie mir auf jeden Fall sehr gut und fügt sich wunderbar in die Challenge. :)

Wort: General
Wörter: 761


Schattenkrieg - Der General

Er saß in seinem Büro, den Drehstuhl zur Wand gedreht. Die Wand war bedeckt mit eingerahmten Fotos, die er gedankenverloren anstarrte. So viele Menschen, so viele Geschichten, so viele Erinnerungen... Er starrte all die unterschiedlichen Gesichter an und dachte daran, wie sie geredet, gelacht und geweint hatten. Er dachte an die gemeinsamen Momente und das, was davor und danach in ihrem Leben gewesen war oder zumindest hätte sein können. Es waren nur Wenige dabei, die tot waren, aber es waren doch Einige.
Er stieß ein langgezogenes Seufzen aus und wandte sich wieder seinem Schreibtisch zu, auf dem ein Brief lag. Es war nicht besonders lang. Doch er musste auch gar nicht lang sein, der Inhalt und vor allem die Unterschrift der Präsidentin höchstperönlich reichten vollkommen aus, um ihn aus der Bahn zu werfen.
Vor zwei Jahrzehnten war er Mitglied einer speziellen Sondereinheit gewesen. Mit gemischten Gefühlen dachte er an diese Zeit zurück. Als er direkt nach der Schule zum Militär gegangen war, hatte er noch keine Ahnung gehabt. Damals hatte er es getan, weil das in seiner Familie so üblich war und ihm die Vorstellung irgendwie gefallen hatte. Tatsächlich war er auch ein wirklich guter Soldat gewesen und sehr schnell aufgestiegen, was er wohl auch mit seinen familiären Verbindungen innerhalb des Militärs zu verdanken hatte, obwohl das natürlich immer alle abstritten. Aber ihn hatte das nie gestört. Er war auch nie sonderlich stolz darauf gewesen, aber es war okay gewesen.
Es war nach wie vor okay, denn er arbeitete noch immer fürs Militär, wenn auch inzwischen ausschließlich im Büro und er war damit sehr zufrieden, war mit seinem Leben zufrieden. Er war stolz auf das, was er selbst erreicht hatte und ließ sich da nicht von anderen reinreden.
Wie er aber jetzt auf diesen Brief blickte, fühlte er sich mit einem Mal wieder zwanzig Jahre jünger und es verursachte ihm eine Gänsehaut, gleichzeitig setzte es seinen Körper mit einem prickelndem Kribbeln unter Strom. Es war viel schreckliches passiert damals, aber es war auch sehr aufregend gewesen. Es war das größte Abenteuer seines Lebens.
Und jetzt sollte dieses Abenteuer nach zwanzig Jahren plötzlich weitergehen.
Er wusste absolut nicht, was er damit anfangen sollte. Es kam ihm total unwirklich vor. Vielleicht war es ein Traum. Vielleicht war das diese Midlife Crisis, von der immer die Rede war und er wünschte sich bloß, dass er einen solchen Brief bekommen würde.
Aber nein, dafür fühlte es sich viel zu real an und niemals würde er sich das wünschen, was in diesem Brief stand:
General,
ich ersuche dich um Hilfe. Einzig du bist zu dem fähig, um das ich dich bitten muss. Es tut mir im Herzen weh, dir diese Last auf die Schultern zu laden, aber mir bleibt keine andere Wahl. Unser aller Leben hängt davon ab.
Ja, ganz richtig, General, sie sind zurück. Die Schatten sind zurück und mit ihnen die Krankheit. Es ist furchtbar. Ich erhielt die Nachricht erst gestern und ich schreibe dir mit der Eilpost und benutze den Code, den wir damals entwickelt haben, denn du weißt ja, die Geheimhaltung ist von höchster Wichtigkeit.
Um zu meinem Anliegen zu kommen: Leite eine Sondereinheit, so wie du es damals getan hast. Ich weiß, dass du im Herzen noch immer jung bist und das werden auch die Tests zeigen, denen sie dich erneut unterziehen werden. Dir werden junge Soldaten unterstellt, so wie damals. Führe sie, General. Tue es für mich und für die gesamte Menschheit.
In Liebe,
Luchs
Auch ohne die Unterschrift der Präsidentin hätte er sofort erkannt, dass der Brief von ihr kam. Doch sie hatte es offiziell machen müssen, um die höchste Geheimhaltungsstufe fordern zu können.
Er seufzte erneut und schloss die Augen. Er würde also wieder in den Krieg gegen die Schatten ziehen, zusammen mit einem Haufen Kindern. Es würde schrecklich werden und aufregend. Er freute sich nicht, aber er war gespannt und er würde seine Pflicht bestellen. Wenn Luchs ihn darum bat, konnte er nicht anders, auch wenn er sich nach allem, was damals passiert war, eigentlich geschworen hatte, es hinter sich zu lassen.
Doch das Schicksal hatte wohl andere Pläne. Vielleicht würde er dieses Mal die Ungereimtheiten aufdecken, die ihm und seinen Kameraden damals aufgefallen waren. Vielleicht würde er es dieses Mal schaffen, hinter die Fassade zu blicken.
Und wenn nicht er, würden es vielleicht seine Soldaten schaffen.
In jedem Fall würde er dieses Mal dafür sorgen, dass keiner seiner Leute starb und wenn er dafür mit dem Leben bezahlen würde. Niemals wieder würde er zu lassen, einen seiner Leute an die Schatten oder die Krankheit zu verlieren.


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