Freitag, 12. Juni 2015

52/52 Challenge: Grau in Grau, Schwarzweiß oder das Weiße im Schwarzen II

Und die Nr. 51.
Jetzt wird 52 geschrieben!

Wort: Fieber
Wörter: 630

Grau in Grau, Schwarzweiß oder das Weiße im Schwarzen II

Stöhnend ließ Hendrik sich auf das Sofa fallen. Seine Glieder, sein ganzer Körper war so schwer, dass es ihm vorkam, als würde er nie wieder von diesem Sofa aufstehen können, nachdem er sich mühselig aus seinem Zimmer hierher geschleppt hatte.
Es war schon eine echter Kraftakt den Arm auszustrecken und die Fernbedienung in die Hand zu nehmen und auf den Knopf zu drücken, um den Fernseher einzuschalten.
Nein, tue das nicht!“, wurde er plötzlich von einem Aufschrei gefolgt von einem Husten in seinem Tun unterbrochen.
Erschrocken wandte Hendrik den Kopf und sah zwei Augen unter der Decke hervorblicken, die auf dem anderen Sofa lag. Jetzt erst erkannte er, dass unter dieser Decke jemand lag und zwar sein Mitbewohner Nale.
Man, hast du mich erschreckt“, beschwerte Hendrik sich, aber es klang sehr halbherzig. Er war weder wirklich verärgert noch wirklich erschrocken und auch sonst hätte er nicht die Kraft, sich groß über Nale aufzuregen. Er war einfach völlig erschöpft und am Ende und am Sterben und einfach sterbenskrank. Okay, es war wahrscheinlich nur ein grippaler Infekt oder sowas. Aber es war dennoch die Hölle!
Deswegen fragte er auch gar nicht nach, was Nale da eigentlich tat. Er schaffte es ja kaum, die Augen offen zu halten. Vielleicht sollte er wieder ins Bett, aber selbst schlafen war furchtbar anstrengend.
Fernsehen war vielleicht weniger anstrengend... Oder so. Irgendetwas musste er sich auf jeden Fall dabei gedacht haben, als er entschieden hatte, von seinem Zimmer ins Wohnzimmer zu wechseln. Vielleicht hatte er auch eigentlich gar nicht hier her gewollt? Keine Ahnung. Jetzt war er auf jeden Fall hier und würde erstmal hier bleiben.
Mach den wieder aus“, jammerte Nale. „Ich bin krank. Mach den Fernseher aus!“
Geh doch in dein Zimmer“, meinte Hendrik etwas irritiert und schaute zu seinem Mitbewohner rüber. So kannte er Nale gar nicht. Den musste es ja echt erwischt haben, wenn er schon so rumjammerte.
Ich glaube nicht, dass ich das schaffe. Mir war vorhin schon total schwindelig und Fieber habe ich bestimmt auch“, meinte er. „Und ich habe Angst, wenn ich mich bewege, das mir dann schlecht wird.“ Beim Sprechen bewegte sich die Decke, die er bis über seine Nase gezogen hatte. Wie konnte er denn darunter atmen?
Komme mir bloß nicht zu nahe. Schlecht ist mir bisher nämlich noch nicht. Aber ansonsten geht es mir auch ziemlich beschissen“, gab Hendrik zurück, schaltete den Ferseher aus und nahm sich ebenfalls eine Decke.
Eine Weile lagen sie so da, jeder auf seinem Sofa, jeder mit seiner Decke, jeder mit seinem Leid.
Hühnerbrühe oder Tee oder sowas würde bestimmt helfen“, meinte Nale irgendwann.
Ja, könnte schon sein.“ Hendrik atmete schwer. Das Nasenspray hatte er in seinem Zimmer liegen gelassen und seine Nase setzte sich gerade wieder zu.
Wunderbar“, murmelte Hendrik in die wieder eingekehrte Stille hinein. Nale gab irgendein undefinierbares Geräusch von sich. „Sag mal, wo ist eigentlich dein Optimismus geblieben? Und du quasselst auch gar nicht so viel wie sonst. Es muss wirklich ernst sein“, fragte Hendrik dann.
Nale grummelte irgendetwas. „Fieber darf man nicht unterschätzen“, meinte er.
Hendrik atmete tief durch den Mund ein und aus und musste husten. Klasse. Wirklich klasse. Krank sein war schrecklich. Wenn selbst Nale nicht fähig war, positiv zu denken...
Uns fehlt ein dritter Mitbewohner, der weder pessimistisch noch optimistisch ist. Jemand, dem alles gleichgültig ist“, stellte Nale fest.
Und was würde uns das bringen?“, wollte Hendrik wissen.
Na ja, wenn wir hier rumjammern oder du total demotiviert bist und ich total motiviert bin, kann er sich daneben stellen oder setzen und sagen, dass ihm alles egal ist.“
Und das bringt uns in wieweit etwas?“
Es wäre lustig.“
Du bist doch bescheuert.“
Danke.“
Das war kein Kompliment!“

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