Donnerstag, 11. Juni 2015

52/52 Challenge: Unsere Liebe wird nicht welken

Die Nr. 49.
Und später kommt noch 50. Und 51 und 52 muss ich noch schreiben und morgen ist schon der letzte Tag. o_o
Sollte ich aber schaffen. ;D
Viel Spaß beim Lesen. :)

Fandom: Sweet Amoris
Hier ist sozusagen der erste Teil: Alle Farben dieser Welt

Wort: Rose
Wörter: 1950


Unsere Liebe wird nicht welken

Alexys Sicht
Unschlüssig stand ich vor dem Spiegel und betrachtete mein Outfit. Fünf Mal hatte ich mich jetzt umgezogen. Oder war es öfter gewesen?
Ich war ja sowieso ziemlich modekritisch und selbstkritisch und überhaupt. Und dann ging es heute auch noch um das Outfit für das erste, richtige Date mit Lysander! Es war mir wirklich sehr wichtig und ich war super nervös.
Ich wollte was anziehen, dass sowohl zu mir als auch irgendwie zu ihm passte. Etwas, dass zeigte, dass ich mir Gedanken gemacht hatte und dass er mir genauso aufgefallen war, wie ich ihm. Gedichte schreiben oder sowas konnte ich nicht. Mode war eigentlich das Einzige, in dem ich so wirklich gut war. Das Einzige, worüber ich glaubte, mich ausdrücken zu können. Deshalb musste das heutige Outfit perfekt sein!
Mir war klar, dass Lysander nicht so ein oberflächlicher Mensch war. Genau das war ja auch etwas von den Dingen, die ich so sehr an ihm mochte. Er sah mehr, immer und überall. Und er sah klar. Er sah das, was wirklich war und nicht nur, was so schien. Bei ihm hatte ich immer das Gefühl, dass er mich sah und nicht nur mein Äußeres oder meine fröhliche Art. Er sah mehr und er wollte noch viel, viel mehr sehen und über mich erfahren. Das hatte er mir mit seinem Gedicht deutlich gemacht. Und auch, was er fühlte, hatte er mir damit zu verstehen gegeben.
Ich hatte es schon eine kleine Weile lang geahnt, war mir aber nicht sicher gewesen, weil Lysander immer so wenig von sich Preis gab. Doch dieses Gedicht und vor allem der Kuss hatten mir dann bewiesen, dass ich Recht hatte.
Nach wie vor war ich überrascht, wie leicht alles bisher gewesen. Ich war schon einige Male verknallt gewesen und ein, zwei Mal auch etwas verliebt. Eine richtige Beziehung hatte ich erst einmal gehabt, mit 14. Das hatte ein paar Monate lang gehalten und er war sehr süß gewesen, wir waren sehr süß gewesen. Aber es war letztendlich sehr oberflächlich und nicht sonderlich ernst gewesen.
Jetzt war ich älter und was ich für Lysander fühlte, was er für mich fühlte, das war etwas Tiefes. Ich spürte das und ich hoffe, er auch.
Aber tiefe, wirklich wichtige Dinge, gerade wenn es um Liebe ging, wurden doch irgendwann immer kompliziert, oder? Es musste einfach irgendein Harken an der Sache sein. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass es so einfach sein sollte. Wobei natürlich sehr froh darüber war. Es war wundervoll und ich wollte auch auf keinen Fall den Teufel an die Wand malen. Aber ich wollte auch einfach nicht zu blauäugig an die Sache herangehen.
Vielleicht hatte ich auch einfach Angst, weil es sich nach so einem großen Ding anfühlte.
Ich wechselte noch einmal das T-Shirt und trat erneut vor den Spiegel. Ich war immer noch unschlüssig. Seufzend warf ich einen Blick auf mein Handy und erschrak. Ich müsste eigentlich sofort los zum Bus.
Noch einmal warf ich einen Blick in den Spiegel. Das T-Shirt, dass ich gerade trug, war weiß und hatte in der Mitte den Aufdruck einer Feder in Regenbogenfarben. An dieses T-Shirt hatte ich als erstes gedacht, als ich mir überlegt hatte, was ich zu dem Date anziehen könnte. Die Regenbogenfeder war eine tolle Anspielung auf das Gedicht, das er mir geschrieben hatte und unseren ersten Kuss. Doch ich hatte irgendwie das Gefühl, das es zu viel sein könnte. Zu aufdringlich und zu offensichtlich.
Ich schaute rüber zu meinem Bett, wo die anderen Klamotten, die ich bereits anprobiert hatte, lagen. Es waren so viele. Ich war schon allein mit der schieren Auswahl überfordert. Aber als ich jetzt an mein Bett trat, hatte ich ein bestimmtes Oberteil im Kopf und zog es nach kurzem Wühlen hervor.
Es war ebenfalls weiß und in der Mitte befand sich eine rote Rose im Vintage Stil. Ich liebte diesen Oberteil, aber hatte es bisher erst sehr selten getragen. Aus irgendeinem Grund würde ich es sehr gerne zu dem Date anziehen, auch wenn ich nicht recht wusste, wieso.
Vielleicht, weil die erste Zeile der letzten Strophe seines Gedichts über mich lautete: Ich sehe dich im Rot der Rosen. Besonders diese Zeile hatte sich mir einfach ins Gedächtnis gebrannt.
Kurzerhand zog ich das Oberteil mit der Feder aus und das mit der Rose an. Noch einmal ein Blick in den Spiegel, aber zu der beigen Hose, die an den Enden der Hosenbeine ein klein wenig hochgekrempelt war, passte so gut wie alles, vor allem weiß sehr gut. Und ich mochte das etwas dunklere Rot der Rose sehr.
Ich glaube, ich war tatsächlich zufrieden. Und wenn ich jetzt nicht losrannte, würde ich den Bus verpassen und zu spät kommen!
Schnell schnappte ich mir meine kleine, braune Umhängetasche und meine schwarze Sweatshirtjacke, bevor ich die Treppe runterpolterte und aus der Haustür stürmte. Ich rannte zur Bushaltestelle und schaffte es noch gerade so durch die Tür. Schwer atmend hielt ich mich irgendwo fest und brauchte erstmal ein paar Minuten, um mich von dem Sprint zu erholen. Sport war ja sowieso schon nicht unbedingt mein Ding und Ausdauer besaß ich erst recht keine.
Als ich wieder etwas zu Atem gekommen war, setzte ich mich und checkte mein Handy. Aber Lysander war niemand, der einem viele Nachrichten schickte. Meist hatte er sein Handy nicht einmal dabei oder es war aus.
Also konnte ich nur nervös dasitzen und darauf warten, dass ich endlich beim Kino ankam. Mein Herz schlug immer schneller und die Aufregung ballte sich in meinem Magen zusammen. Ich überlegte, ob ich nicht doch besser das T-Shirt mit der Regenbogenfeder hätte anziehen sollen, aber jetzt war es sowieso zu spät. Kurz hatte ich auch Panik, mein Geld und meinen Schlüssel Zuhause vergessen zu haben, aber es war alles in meiner Tasche.
Meine Beine zitterten, als ich schließlich aufstand, da der Bus beim Kino angekommen war. Ich atmete tief durch, nachdem ich ausgestiegen war. Erst dann drehte ich mich um und überquerte die Straße, da sich das Kino auf der anderen Seite befand. Lysander wartete vor dem Eingang auf mich.
Ich musste unweigerlich grinsen, als ich sah, dass auch er sich ziemlich Gedanken gemacht haben musste, denn so wie er gekleidet war, hatte ich ihn noch nie gesehen. Er trug eine schwarzweiß karierte Hose mit schwarzen Hosenträgern und dazu ein weißes, langärmeliges Shirt. Er sah unheimlich gut aus, schon fast zu gut, um wahr zu sein, um wirklich mein Date zu sein.
Hey, Alexander“, begrüßte er mich und lächelte dieses angedeutete Lächeln, das sein Gesicht so viel lebendiger und unheimlich sexy wirken ließ. Ich merkte erst jetzt, wie sexy ich ihn eigentlich fand. Auch wenn ich eigentlich jemand war, der sehr auf Äußerlichkeiten achtete, waren mir bei Lysander sehr schneller eher seine Eigenschaften aufgefallen. Beziehungsweise nahm ich ihn als ganze Person wahr und ich wollte so gerne noch sehr viel mehr über ihn erfahren. Das Gedicht, der Kuss, dieses Date – das war erst der Anfang. Und es war jetzt schon so unheimlich toll.
Hi, Lysander“, brachte ich hervor und kurz standen wir uns in unangenehmes Schweigen gehüllt gegenüber. Dann hielt er mir plötzlich etwas entgegen, das er zuvor hinter seinem Rücken versteckt hatte. Eine Rose. Eine Rose! Nein, wie passend! Eine Rose.
Das ist gerade zu perfekt“, flüsterte ich, schlang die Arme um Lysanders Nacken und küsste ihn. Ich spürte an meinen Lippen, wie er lächelte. Als wir uns wieder voneinander lösten, war sein Lächeln breit und überglücklich. Ich hatte ihn noch nie so lächeln gesehen. Er wirkte richtig befreit, losgelöst. Es fühlte sich toll an, ihn so zu sehen und fast noch toller war der Gedanke, dass nur ich ihn so sah, mehr noch, dass ich der Grund für seine offen gezeigte Freude war, dass er nur mir diese Freude so direkt zeigte, zeigen konnte, zeigen wollte.
Gehen wir rein“, meinte er und fasste meine Hand. Ich nickte lächelnd und schob meine Finger zwischen seine.
Lysander hatte einen wundervollen Film ausgesucht. Ich mochte so ziemlich jede Art von Film, außer Horrorfilme, die waren nicht so meins, weil ich doch jemand war, der sich sehr gruselte. Doch mir war klar gewesen, dass ich Lysander, was die Filmwahl betraf, absolut vertrauen konnte. Der Film, den er ausgesucht hatte, hatte Tiefe, tolle, rührende Zitate und richtige Gänsehautmomente. Es war was Historisches gemischt mit einer Lovestory. Es war wirklich sehr toll.
Ich sprudelte regelrecht über, als der Film zu Ende war. „Das war so toll! Jede. Einzelne. Sekunde! Wir müssen unbedingt nochmal zusammen ins Kino. Oh und wir müssen unbedingt einen DVD-Abend machen! Kennst du diesen einen Film, wo...“, plapperte ich vor mir hin. Armin hätte mich längst unterbrochen, aber Lysander sah aus, als würde er es sogar genießen, mir zuzuhören.
Trotzdem hatte ich das blöde Bedürfnis, mich irgendwann entschuldigen zu müssen, als mein Redefluss erstmal so halbwegs befriedigt war. „Ich wollte dir kein Ohr abkauen. Ich bin einfach so überwältigt. Und ich kannte bisher niemanden, der auch solche Filme mag. Was hältst du eigentlich von Musicals? Oh, ich könnte die ganze Zeit so weiterplappern.“ Ich schaute zur Seite, weil meine Wangen warm wurden.
Ich mag Musicals, ja. Und das mit dem DVD-Abend und weiteren Kinobesuchen müssen wir auf jeden Fall machen. Und ich höre dir sehr gerne zu, Alexander“, erwiderte Lysander mit seiner ruhigen, sanften, wundervollen Stimme. Ich schmolz dahin, wegen allem, was er war.
Jetzt waren alle Worte, die mir zuvor nur so aus dem Mund geflossen waren, irgendwie verschwunden. Ich wollte viel lieber ihm zuhören.
Lass uns noch etwas spazieren gehen“, schlug er vor. Ich nickte. Da sich gleich gegenüber vom Kino ein Park befand, bot sich das ohnehin an und genau darauf hatte ich auch Lust. Die laue Spätsommerwärme kam da auch sehr gelegen.
Wir liefen schweigend Hand in Hand, aber es war ein sehr schönes, harmonisches Schweigen. Ich könnte ewig einfach nur mit ihm durch diesen Park laufen und Schweigen. Manchmal brauchte es gar keine Worte. Und ich war jemand, der sehr gerne sehr viel redete und das auch brauchte! Aber bei Lysander war es anders. Er gab mir die Ruhe, die mir oft so sehr fehlte. Gott, wir ergänzten uns sogar viel zu gut.
Die Rose ist übrigens nicht einfach nur ein Geschenk zu unserem ersten Date. Sie steht auch symbolisch für etwas“, meinte Lysander irgendwann.
Erzähl“, lächelte ich begeistert. Das ließ er sich nicht zwei Mal sagen.
Rot sind die Rosen, Rot das Gefühl der Liebe
Doch können sie welken und uns mit ihrem Schmerz schier erstechen
Rot ist auch das Blut, Rot das Herz
Wenn es aus offenen Wunden fließt und nicht mehr schlagen will
Kräftig und vehement, stechend hell
Ich fühle es in meiner Brust
~
Und sehe ich die Rosen, wie sie leuchten und dein Lächeln
Ist es traurig, dass das alles könnte zerbrechen
Denn Rosen welken und Gefühle verblassen allzu oft
Doch ist die Liebe nicht immer ein Strauß rote Rosen
Während die Schönheit von Blumen vergeht,
unsere Liebe stets fortbesteht
Das ist wunderschön“, sagte ich leise und bewundernd.
Es ist das, wovor ich Angst habe und das, was ich mir erhoffe“, erklärte er ebenso leise, bedächtig. Sein Lächeln war etwas verlegen. Er gab sonst nicht so viel Preis von sich. Es war etwas Besonderes. Ich war etwas Besonderes für ihn und es machte mich unheimlich glücklich.
Lass uns zusammen Angst haben und hoffen“, lächelte ich und er blieb stehen, legte eine Hand an mein Gesicht und zog es zu seinem heran.
Das war er, der magische Anfang von etwas Großem, Wundervollem, Magischem. Der Anfang, so vieles würde noch passieren. Auch schmerzhaftes, sicherlich. Aber ich war dafür bereits. Ich spürte einfach, dass Lysander und ich es schaffen würden. Mein Herz sagte es mir. Unsere Liebe würde nicht welken.

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