Dienstag, 21. März 2017

Everything Else: Mein Leseverhalten (2)

Zum ersten Teil: Mein Leseverhalten (1) - Damals, als ich eine Leseratte war

Diagnose: Lesefaul

Nachdem es ist ersten Post zu meinem Leseverhalten mehr um die Vergangenheit und die Entwicklung ging, wird sich dieser Post mehr mit dem Jetzt und Hier und der, ich nenne es jetzt mal so, nahen Vergangenheit auseinandersetzen. Da gibt es kaum noch eine zeitliche Abfolge oder zumindest finde ich es schwierig und nicht sinnvoll, eine bestimmte Reihenfolge festzulegen. Es sind mehr Dinge, die alle etwas zusammenfallen und sich miteinander vermischen

SCHREIBEN!
Die Twilight-Saga oder auch Bis(s)-Reihe habe ich ja bereits im ersten Post erwähnt, im Zusammenhang mit dem Lesen von Buchreihen. Da habe ich auch schon darüber geschrieben, dass die Buchreihe und die Filme sehr vieles bei mir bewegt haben und dass eine dieser Auswirkungen das Entdecken meiner Leidenschaft fürs Schreiben ist. 

Angefangen bei Fanfiktions kamen nach einer Weile auch immer mehr Ideen und Umsetzungen dieser zu eigenen Geschichten hinzu. An sich Geschichten geschrieben habe ich in sehr kleinem Rahmen auch schon vorher, aber nie auf einem wirklich intensiven und ernsthaften Level. Mit meinem Entdecken von Fanfiktions änderte sich das und ich begann jeden Tag zu schreiben und grub mich immer tiefer in die Welt des Schreibens hinein.
Das Schreiben nahm für mich schnell den Großteil meines Lebens und meiner Freizeit ein und auch wenn ich zu Anfang auch viel selber andere Fanfiktions las und mein Geschreibsel durch das Lesen von weiteren Büchern verbesserte, ist das Schreiben wohl der Hauptauslöser dafür, dass das Lesen für mich mehr und mehr in den Hintergrund rückte. Es war nicht so, dass ich nichts mehr lesen wollte, im Gegenteil. Aber ich fing an, das Schreiben über alles andere zu stellen und führte zu einer Verdrängung des Lesens als Freizeitbeschäftigung.

In gewisser Weise fühlte sich das Selbstschreiben von Geschichten wie die nächste Stufe nach dem Lesen an, denke ich. Es war wie eine Art Level Up. Ich konnte jetzt selber Welten erschaffen; selber das passieren lassen, das ich mir zu passieren wünschte, sozusagen – jeder der selbst Fiktion schreibt, weiß, dass das nicht unbedingt das ist, was Geschichten schreiben ist, aber gerade am Anfang war es genau das für mich, denn ich hatte schließlich mit diesem intensiven Schreiben angefangen, da ich nicht gewollt hatte, dass die Twilight-Saga bereits zu Ende war und die Geschichte von Bellas und Edwards Tochter hatte erzählen wollen.
Fernsehen und Zocken habe ich als Kind mal ähnlich miteinander verglichen. Fernsehen und Lesen erfordern nur Schauen, sind quasi eine Art von Beobachten, von Zusehen. Es wird einem eine Geschichte erzählt, dafür muss nur umgeblättert oder der Blick auf dem Bildschirm gehalten werden, mehr erfordert es nicht. Dem gegenüber gestellt sind Zocken und selber Schreiben interaktive und aktive Formen des Geschichtenerzählens und bieten in der Hinsicht sehr viel mehr Spielraum, sehr viel mehr zu Entdecken und lassen einen dadurch auch tiefer in die Geschichte eintauchen.
Das war und ist zumindest mein Empfinden und erklärt für mich sehr eindeutig, warum das Schreiben bei mir das Lesen derartig krass in der mentalen Liste meiner Prioritäten herabgestuft hat.

Comics!? Manga!
Als ich angefangen habe, Anime zu schauen, hat das auch sehr schnell einen sehr großen Teil meines Lebens eingenommen und damit das Lesen noch weiter weg getrieben. Für Manga habe ich dabei ganz am Anfang kaum interessiert und konnte mir auch nicht vorstellen, dass sich das je so wirklich ändern würde. Tja, weit gefehlt.
Je mehr Anime ich schaute umso größer wurde auch meine Neugierde auf Manga, da diese sehr oft die Handlung der Anime fortführen und eben auch oft der Ursprung der Anime selbst sind. Wie genau es dann kam, dass ich mir doch mal einen Manga genauer ansah, weiß ich nicht mehr, aber als ich es tat, gefiel es mir definitiv und das tut es auch heute noch sehr.
Besonders schön (und für den Geldbeutel und das Bücherregal im Endeffekt etwas gefährlich): ein einzelner Mangaband ist schnell durchgelesen und nicht sonderlich teuer. Mit der Anzahl ändert sich das natürlich wieder, aber an sich ist die Hemmschwelle deutlich niedriger als zum Beispiel bei einem gebundenen Buch für 20€.
An sich sorgte das Mangalesen dadurch dafür, dass ich doch zumindest etwas las. Ich hatte sogar eine Zeitlang immer einen Manga dabei in meiner Umhängetasche, um ihn zum Beispiel im Bus oder in der Bahn lesen zu können, was ich auch oft tat.
Direkt etwas ändern an dem eigentlichen Problem, das entstanden war, tat es aber nicht wirklich. Denn auch das Mangalesen war mehr etwas, das ich selten, so hin und wieder tat.


Keine Zeit zum Lesen mehr?! D:
Lesen war nicht mehr ein fester Bestandteil meines Lebens. Es war nun anderes, was meine Freizeit ausfüllte. Ausgefüllt hatte das Lesen meine Freizeit zwar sowieso nie, aber es war doch etwas gewesen, das ich mir nie hatte wegdenken können. Es hatte dazu gehört, hatte zu mir gehört und es hatte mich immerhin auch zum Schreiben geführt und ich liebte es, zu lesen, liebte all die Geschichten. Tue ich immer noch, habe ich zu keinem Zeitpunkt nicht getan.
Mir war nur anderes wichtiger geworden als das Lesen. Das klingt recht hart, aber es ist die Wahrheit.
Natürlich habe ich trotzdem noch einiges gelesen, aber gefühlt auf eine ganz andere Weise und vor allem in einem ganz anderen Tempo, denn wenn ich mich dazu entschied, etwas zu lesen, musste ich es irgendwie unter all dem anderen Zeug unterbringen, mühevoll Platz dafür schaffen. So hat es sich angefühlt. So fühlt es sich auch heute zum Teil an.
Das ist es, was mir mehr und mehr die Lust genommen hat. Nicht die Lust am Lesen selbst, sondern daran dafür Zeit aufzuwenden. Es gab einfach andere Dinge, denen ich meine Zeit widmen wollte, auch wenn ich dabei sehr oft dachte, dass ich unbedingt wieder mehr lesen muss. Vor allem auch, da ich einige Male aus meinem Muster des 'Ich habe keine Lust, Zeit zum Lesen aufzuwenden' ausbrechen konnte und dabei natürlich merkte, wie sehr ich es vermisste und wie wichtig es mir doch eigentlich war und ist.

Endlich wieder mehr lesen!
Zu einem sehr großen Teil ist es meinem Studium zu verdanken, dass ich nun daran arbeite, endlich wieder mehr zu lesen. Da ich Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaften (mit Japanologie im Nebenfach) studiere, sollte das Lesen eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein und genau dazu will ich es in meinem Leben wieder machen.
Ich will nicht mehr ständig denken: 'Irgendwann lese ich das!' oder 'Irgendwann kaufe ich mir dieses Buch.' oder 'Irgendwann habe ich Zeit, mehr zu lesen!' Nicht irgendwann. Irgendwann wird nicht kommen. Irgendwann ist jetzt. Ich entscheide das. Es ist mein Leben und meine Zeit und ich sage, dass ich einen Teil davon dem Lesen widmen will!
Ganz so leicht funktioniert es natürlich nicht, aber der Wille alleine macht schon einen großen Unterschied und den hatte ich bisher nicht so stark wie er inzwischen (wieder) geworden ist. Es gibt so vieles, dass ich lesen will und wenn meine Zeitplanung das Einzige ist, was mich davon abhält, muss ich diese eben ändern, egal wie schwer das auch sein mag, da das Ablegen und Antrainieren von Gewohnheiten nicht unbedingt ganz einfach ist, aber es wird die ganze Sache wert sein, das weiß ich.

Tatsächlich funktioniert es seit Anfang des Jahres sogar ziemlich gut. Ich habe mir nämlich gedacht, dass ich das neue Jahr einfach mal als Anlass nehme, um mich der ganzen Sache anzunehmen und allgemein meine Zeitplanung mal etwas ordentlicher zu handhaben und mich strikter an meine Pläne zu halten.
Das ist ein Prozess und geht nicht von heute auf morgen und ich stolpere mehr so vor mich hin als alles andere, aber hey, ich habe mein altes 'Lesen vor dem Schlafen gehen' wieder eingeführt und ich bin sehr glücklich darüber und überhaupt wieder mehr zu lesen, denn es gibt so viele in Büchern versteckte Welten, die ich noch kennenlernen möchte und genauso wie nichts mich vom täglichen Schreiben abhalten sollte, sollte mich auch nichts vom täglichen Lesen abhalten – das ist quasi mein Ziel, auf das ich hinarbeite und das ich dann aufrecht erhalten und noch optimieren möchte.

Es klingt immer so fachlich und analytisch, wenn ich es so schreibe, dabei ist es vor allem eine Sache des Willens und der Disziplin und während ich erstes habe, mangelt es noch an zweitem und das ist es, was ich zu ändern versuche, woran ich arbeite und was einiges an Durchhaltevermögen und Kraft erfordert.
Aber ich glaube jetzt mal ganz fest daran, dass ich auf einem guten Weg bin und den auf jeden Fall weiter verfolgen werde und zwar auf meine Weise, denn alles andere würde ja auch keinen Sinn machen. Ich will für mich wieder mehr lesen und aus keinem anderen Grund. Genauso wie ich das Lesen in den Hintergrund hatte rücken lassen, denn ich wollte andere Sachen mehr.
Nun hole ich das Lesen quasi wieder zurück in die erste Liga.

In meinem Wochenrückblicken hatte ich darüber auch schon hin und wieder geschrieben und werde das auch weiterhin tun. Falls es euch also interessiert wie es bei mir in Zukunft mit dem Lesen und meinem Vorhaben läuft, könntet ihr da mal reinschauen. :)

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